TIP Gut Wulfsdorf
Zielgruppe
Die temporär intensivpädagogische Maßnahme, kurz TIP, ist konzipiert für Kinder zwischen 10-14 Jahren, die sich in ihrer Not aus unterschiedlichen familiären und institutionellen Bezügen gesprengt haben.
In Folge von psychologisch und neurologisch bedingten Krisensituationen reagieren manche Kinder mit herausforderndem Verhalten, das in seiner Dynamik auf den ersten Blick als schwer nachvollziehbar erscheinen kann. Dabei beginnt die Problematisierung des jeweiligen Verhaltens häufig erst dann, wenn sich die Kinder und ihre Familien bereits in einem Zustand von Ohnmacht und Erstarrung befinden. Die daraus resultierende Handlungsunfähigkeit kann wiederum zu einer Verschärfung der Eskalationsspirale führen. Diese sich zuspitzende Eskalation hat häufig destruktive Prozesse zur Folge, mittels derer sich die Kinder und Jugendlichen selbst aus dem System sprengen. Dies drückt sich oftmals in einer sogenannten Unbeschulbarkeit aus.
Voraussetzungen und Kosten
Diese Maßnahme kann nicht initiativ von Schulen oder Erziehungsberechtigten beantragt werden, sondern wird ausschließlich über den Fachdienst 35 – Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche, im Zusammenspiel mit der Kreisfachberatung für schulische Erziehungshilfe vorgeschlagen. Das Auswahlverfahren obliegt den genannten Institutionen unter Betrachtung vielfältiger Faktoren, wie Stand der Diagnostik, bisheriger Hilfeverlauf, individuelle Lebenssituation und besondere Bedürfnisse. Die Kosten für die TIP-Maßnahme werden im Rahmen der Leistungen nach §35a SGB VIII behördlich getragen.
Ablauf
Die Maßnahme findet in einem schulfernen Setting mitten in der Gesellschaft statt: Auf dem Gut Wulfsdorf, einem biologisch-dynamisch betriebenen Demeterhof an der Grenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Hier kommen die Kinder an einen sicheren Ort in wunderschöner Umgebung, der wesentlich dazu beiträgt, dass die überreizten Nervensysteme zur Ruhe kommen können. Die Arbeitshaltung gegenüber den Kindern ist von Ruhe, Verständnis und einem individuellen Blick geprägt. Das Leben auf dem Hof bietet einen natürlichen Raum für zahlreiche Verhaltens- und Interaktionsbeobachtungen mit Mensch und Tier, die vor dem Hintergrund der jeweiligen Fallgeschichten einer Hypothesenbildung für individuelle Förder- sowie Inklusionskonzepte dienen.
Gemeinsame pädagogische Experimente, Tätigkeiten auf dem Hof und familientherapeutische Settings ermöglichen das Erstellen von förderdiagnostischen Gutachten für Unterricht sowie Lern- und Lebensumfeld. Zudem unterstützen wir die Eltern nach eingehender Anamnese bei der gezielten Suche und Anbindung an das medizinische Feld, Therapie- und Rehabilitationseinrichtungen sowie Eltern- und Selbsthilfegruppen.
Dazu führen wir geeignete Methoden der Sonder-, Trauma- und Hofpädagogik zusammen, fundiert durch systemische Therapieansätze für Kinder, Jugendliche und deren Familien.
Ziel
Ziel unserer Arbeit ist zum einen das Clearing multifaktoriell bedingter Belastungssituationen, zum anderen die Wiederherstellung der Lern- und Ausbildungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.
Dem vorangestellt ist die Wiederherstellung einer natürlichen Freude am Lernen, der Bindungsfähigkeit und der damit einhergehenden Bereitschaft, sich auf therapeutische Settings einzulassen.
Team
In unserem Team ergänzen sich verschiedene Richtungen der Pädagogik, wie Sonder-, Rehabilitations-, Hof- und Umweltpädagogik, sowie Heilerziehungspflege und Inklusionshilfe mit DSGF-zertifizierter systemischer Therapie, Traumapädagogik und -fachberatung. Verschiedene Weiterbildungen wie etwa in Anti-Aggressionstraining, DOKI® und weitere ermöglichen uns eine multiprofessionelle Begleitung von Kindern und deren Familien in besonders belastenden Lebenssituationen.
Franziska Noack
Leitung TIP Wulfsdorf
- f.noack@mw-nord.de
- 0176 76669145